Wissenschaftlicher Name: Orthosiphon stamineus
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Gattung: Orthosiphon
Astrologie: Venus
Organbezug: Harnwege
Toxizität: – – –
Inhaltsstoffe:
Flavonoide, ätherisches Öl
Anerkannte Wirkung (nach Kommission E):
Durchspülungstherapie bei Harnwegsinfekten (bakterieller oder entzündlicher Art), Nierengrieß
Gegenanzeigen:
nicht anwenden bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und/oder Nierenfunktion
Wechselwirkungen:
keine bekannt
Nebenwirkungen:
keine bekannt

Katzenbart

Benennung

Namensursprung

Der Name Orthosiphon ist zusammengestellt aus dem griechischen orthós = gerade und síphon = Röhre, auf Grund der geraden Kronenröhre; stamineus = staubblattartig.

Weitere Namen

Indischer Nierentee, Javatee

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englisch: Long-stamened Orthosiphon
polnisch: Herbata jawanska
russisch: Jawajsky czaj
schwedisch: Javate, indisk te
malaiisch: Koemis Koetjing

Gebräuchliche Drogen und Zubereitungen

  • Katzenbartblätter (Orthosiphoni folium)
  • Katzenbartkraut (Orthosiphini herba)

Vorkommen

beheimatet in Südostasien und Australien

Botanik

Die feinbehaarte Staude gedeiht ausdauernd und krautig mit blütentragenden Stengeln und eilanzettlichen Blättern, die einfach gezahnt sind. Ältere Expemplare können aber auch zu stattlichen Sträuchern heranwachsen. Ihre Wurzeln neigen zur Verholzung, wobei sie außerordentlich dick werden können. Die intensiv bläulich-weißen Lippenblüten sind mit einer langen Röhre versehen und sind in meist sechs-blütigen Quirlen zu verlängerten Scheinähren vereint.

Sammelzeit:

ganzjährig

Geschichte und Mythologie

Die in Indien schon länger als Arzneimittel bekannte Droge wurde erst relativ spät in Europa bekannt und ist seit 1905 ins holländische Arzneibuch aufgenommen worden.

Traditionelle Anwendung

Der Katzenbart wird angewendet als Diuretikum und gutes Nierenmittel bei Blasen- und Nierenleiden, wie beginnender Schrumpfniere, Albuminurie, chronischer Nephritis und Cystitis mit starker Grießbildung, Hämaturie, Nieren- und Blasensteinen und renal bedingtem Hydrops (auch Wassersucht bei Queck-silbervergiftung wird genannt).
Weiter wird das Mittel bei Leber- und Gallenleiden, insbesondere Cholelithiasis, Diabetes mellitus, Gelenkrheuma, Gicht.
 

Dosierung

6 – 12 g des getr. Krauts (Kommission E)

Historische Anwendung

Die Droge ist in Indien ein beliebtes Mittel bei Blasen- und Nierenleiden, wie Nephro- und Cystolithiasis, Albuminurie, Hämaturie und renalem Hydrops. Bei Nierensteinen gilt als besonders wirksam ein Gemisch von Orthosiphon und Phyllanthus urinaria. Auch bei Gallensteinen, Gicht, Rheumatismus und Diabetes mellitus wird das Mittel gebraucht (J. Kloppenburg-Versteegh, Wenken en raadgevingen betreffende het gebruik van indische planten, vruchten enz., S. 111, s-Gravenhage 1934; Dragendorff, Die Heilpfl. d. verschied. Völker u. Zeiten, S. 588.).
Seine diuretische Wirkung konnte klinisch von Gürber (Gürber, D. m. W. 1927, Nr. 31, S. 1299.) (Heilung von infauster Nephrose mit Ödemen und Albuminurie, Steigerung der Koch-salzausscheidung, Sinken des Körpergewichts) und Hedrich (Hedrich, D. m. W. 1928, Nr. 6, S. 229.) bestätigt werden; letzterer sah sogar Besserung bei Schrumpfniere.
Auch nach Kobert (Kobert, Lehrb. d. Pharmakotherapie, S. 659.) sollen die Blätter antialbuminurisch wirken. Sie enthalten nach Itallie (Itallie, Nederl. Tijdschr. voor Pharmazie 1886, S. 2, 69, 516.) das Glykosid Orthosiphonin.
Das wirksame Prinzip soll nach Perinelle und Guyon (Perinelle et Guyon, Arch. de pharm. 1887, S. 61.) ein Glykosid sein, doch konnten neuere Forschungen kein bestimmtes Resultat in dieser Hinsicht zeitigen.
Als Ergebnis ist aber zu betonen, daß eine deutliche Diurese eintritt, die bei vernünftiger Dosierung zu keinen schädlichen Nebenerscheinungen führt. Die Dosis soll 5-6 g pro Tag nicht überschreiten. Das von Perinelle und Guyon gefundene Glykosid, das in Alkohol und auch in verdünntem Alkohol unlöslich ist, ist eine Begründung für die Ablehnung der Tinktur oder des alkoholischen Fluidextraktes. Schumann (Schumann, Dissert. Marburg 1927; Kuhlmann, Pharm. Ztg. 1931, Nr. 76, S. 367; Westing, Dissert Marburg 1928; Février, Dissert. Basel 1932.) und Westing kamen zu guten Resultaten nur mit dem Aufguß. Es ist empfehlenswert, die Droge nicht mit anderen diuretischen Tees zu mischen.
Casparis und Février (Casparis et Février, Pharmaz. Acta Helveticae 1933, Nr. 8, S. 72-79 (C. C. 1933).), die die diuretische Wirkung der Droge in pharmakologischen Versuchen bestätigt fanden, wiesen in ihr ein Saponin (Sapophonin) nach. Février fand einen Gehalt an ätherischem Öl von 0,24-0,34%, Peyer einen solchen von 0,4-0,7%. Février verglich auch noch die diuretische Wirkung der Asche mit der des Drogeninfuses und fand, daß bei Verabreichung des Aufgusses die Harnausscheidung dreimal so stark vermehrt ist, als nach Verabreichung der Asche allein. Balansard (Balansard, Bull. des Sciences pharmacol. 1936, 43, S. 148.) fand 0,12% saures Saponin. Die frische Pflanze weist einen hohen Gehalt an Kalisalzen (0,74%) auf (Boossma, Bull. Inst. Bot. Buitenzorg 1902, Nr. 14.).
Nach F. und L. J. Mercier (Mercier, Fernand, et Léon-Justin Mercier, Bull. méd. 1936, 523-531, ref. in Ber. über die ges. Physiologie u. exp. Pharmakol., 96, H. 5/6, S. 493.) wurde nach Verabfolgung von Orthosiphon stamineus Steigerung der täglichen Harnmenge und der ausgeschiedenen Mengen an Harnstoff und Chloriden (in einem Falle 88,9 g Harnstoff in 24 Stunden), der Harnstoffkonzentration des Harns, der Harnsäureausscheidung (zum Teil vervierfacht), Absinken des anormal erhöhten Blutharnstoffs bei extrarenalen Azotämien und des arteriellen Druckes, wenn dessen Erhöhung durch Polyämie oder Azotämie verursacht war, beobachtet. Auch eine Besserung verschiedener klinischer Symptome und ein Rückgang der Lebervergrößerung wurden festgestellt. Nach den Verfassern läßt es sich nicht sagen, auf welchen der Inhaltsstoffe diese Wirkungen der Pflanze zurückgeführt werden können.
Das Mittel wird nach E. Bastian auch bei Arterienverkalkung angewandt.