Wissenschaftlicher Name: Phaseolus
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Gattung: Phaseolus
Astrologie: Venus / Mond
Organbezug: Harnwege
Toxizität: gering
Inhaltsstoffe:
Lektine: Phasin, Aminosäuren, Mineralstoffe,
Anerkannte Wirkung (nach Kommission E):
unterstützende Behandlung von Harwegsbeschwerden
Gegenanzeigen:
keine bekannt
Wechselwirkungen:
keine bekannt
Nebenwirkungen:
keine bekannt

Gartenbohne

Benennung

Namensursprung

Der Gattungsname Phaseolus, der schon bei Dioskurides und Aristophanes für Vigna Sinensis gebraucht wurde, wird vom griechischen f_s???? (phaselos) = langer, schmaler Kahn wegen der langen schmalen Hülsen abgeleitet; nanus = Zwerg.

Weitere Namen

Buschbohne

Buschbohnen, Strauchbohnen, Staudenbohnen, Zwergbohnen, Budenbohnen, Kriechbohnen, Krupbohnen; in Norddeutschland: Kruper, Krüper, Huckerchen: in der Nordschweiz: Gruper, Gruperli, Chrücherli, Höckerli, Bodebohne, Happara (St. Gallen).

Französisch: Haricot nain, haricot sans rames, haricot à pieds; englisch: Bush-beans, bunch-beans, in Amerika: Snaps; dänisch: Bönne; italienisch: Fagiolo nano; polnisch: Fasola; russisch: Fasol; tschechisch: Fazol krovitý; ungarisch: Bokarbab.

Gebräuchliche Drogen und Zubereitungen

  • Bohnenschalen (Phaesisoli fructus sine semine)

Vorkommen

Der Gattungsname Phaseolus, der schon bei Dioskurides und Aristophanes für Vigna Sinensis gebraucht wurde, wird vom griechischen f_s???? (phaselos) = langer, schmaler Kahn wegen der langen schmalen Hülsen abgeleitet; nanus = Zwerg.

Botanik

Die Buschbohne ist eine einjährige, 30-60 cm hohe Bohne mit nicht windenden, stark verzweigten Stengeln. Der Abkömmling der Stangenbohnen wird besonders in Kultur bei abgeschwächtem Licht leicht wieder windend. Die Blättchen der dreizähligen Blätter sind eiförmig, die gelblichen, rosa, lila oder violetten Blüten zu einer lockeren Traube vereinigt.  Die Bohne, seit alters her im tropischen Amerika angebaut, kam im 16. Jahrhundert nach Europa und wird heute überall kultiviert. Gegen Frost, gegen zu große Nässe und Trockenheit sind die Bohnen sehr empfindlich. Sie verlangen tiefgepflügte, nährstoffreiche, aber nicht frisch gedüngte Böden, auf denen schon einige Jahre andere Pflanzen gebaut worden sind. Am besten ist ein kalkreicher Mergelboden, während reine Ton-, Kalk- und Humusböden ganz ungeeignet sind.
Blütezeit: Juni bis September

Sammelzeit:

Geschichte und Mythologie

Die von den klassischen Schriftstellern (Hippokrates, Aristoteles, Theophrast, Dioskurides, Galenus, Columella u. a.) öfters zu verschiedenem Gebrauch erwähnten Bohnenarten beziehen sich zum Teil auf Vicia faba major und minor. Die Stammutter von Phaseolus nanus ist wohl erst nach der Entdeckung Amerikas im 16. Jahrhundert nach Europa gelangt. Doch noch im 17. Jahrhundert galten die zum Genuß wohl nur reif zubereiteten Bohnen als schwer verdaulich und blähend. Die Verwendung halbreifer, ausgehülster Bohnen als Gemüse ist wohl erst durch die Portugiesen und Spanier bekannt geworden und hat sich allmählich in Mittel- und Nordeuropa eingebürgert. Über den Gebrauch der Bohnen als Arzneimittel wissen die meisten Kräuterbücher des 16. und 17. Jahrhunderts zu berichten. Fabae albae waren noch um 1680 in Preußen als Emolliens offizinell. In Süditalien und Sizilien wird der Bohnenblütentee seit alters her gegen Nierenkolik und Gicht gebraucht. Hier und dort wurden die Bohnen früher als kleine Gewichte (z. B. in Apotheken) benützt.

Traditionelle Anwendung

Die Gartenbohne wird mit mittelmäßigem Erfolg vorwiegend als Antidiabetikum verordnet. Infolge seiner diuretischen Wirkung werden Nephround Cystopathien, Steinleiden der Harnorgane, Hydrops (vgl. Beispiel für die Anwendung), Pleuritis exsudativa, chronischer Rheumatismus und Gicht günstig davon beeinflußt. Ebenso sprechen Kardiopathien wie Perikarditis, Herzschwäche mit Wassersucht, Palpitatio cordis mit Angstgefühl, ferner Hypertonie (hier im Wechsel mit Arnica) und Ischias auf das Mittel an.
Äußerlich wird die Verdünnung der Tinktur (1 : 10) bei Augenentzündungen und das Bohnenmehl bei Ekzemen angewandt.
 

Dosierung

5 – 15 g der getr. Bohnenschalen im Infus (Kommission E)

Historische Anwendung

Bock (Bock, Kreutterbuch, 1565, S. 230.) schreibt den Bohnen diuretische Wirkung zu, warnt aber zugleich vor reichlichem Genuß, da sie eine "Melancolische speiß" seien, die "schwer Geblüt" mache.
Auch Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 124) weiß von Nachteilen, und zwar Blähungen, Magenbeschwerden und unruhigem Schlaf nach Bohnengenuß zu berichten, denen er aber die Wirkung als Diuretikum, Aphrodisiakum, Kosmetikum, verdauungsförderndes und schmerzstillendes Mittel gegenüberstellt. Osiander (Osiander, Volksarzneymittel, S. 109, 110.) erwähnt heißes Bohnenmehl äußerlich gegen Gicht und Rheumatismus.
Die Species Phaseolus mungo wird nach Hübotter (Hübotter, Beiträge zur Kenntnis der chinesischen sowie tibetisch-mongolischen Pharmakologie. S. 179, Berlin 1913.) in der mongolischen Medizin wie folgt verwendet:
"Bringt das Wasser in Gang, verteilt Blutstauung. Süß, von roter Farbe, dem Herzen ähnliche Frucht, von Natur nach unten gehend, reinigt den Dünndarm, befördert die Urinsekretion, bringt das Wasser in Gang, zerteilt das Blut, bringt Schwellungen zum Verschwinden, beseitigt Eiter, kühlt Hitze, löst Gifte, heilt Durchfall und Schädigungen der Pneuma. Die Pflanze ist von spezifischer Wirksamkeit gegen Geschwüre usw., wirkt durststillend, beseitigt Trunkenheit, befördert die Milchsekretion, begünstigt Abort, vermindert die Speichelsekretion, bei langem Gebrauch bewirkt sie Versiegen der Speichelsekretion."
Nach Schulz (Schulz, Wirkg. u. Anwendg. d. dtsch. Arzneipfl., S. 215.) wurden mit dem Aufstreuen von Bohnenmehl auf juckende und nässende Ekzeme sehr gute Erfolge erzielt, was Kroeber (Kroeber, Das neuzeitl. Kräuterbuch, 1934, S. 84.) auch nach eigenen Erfahrungen bestätigen konnte.
Auf die Vorzüge der Bohnenschalen als Diuretikum wies Ramm (Ramm, Die Bohnensuppe als Heilmittel, J. M. Hansen, Preetz 1893.) hin, der auch eine genaue Vorschrift zur Herstellung des Tees (vgl. Rezepte) gibt. Er schreibt: "Am auffälligsten ist die Wirkung dieser Bohnensuppe bei allgemeiner Wassersucht infolge von Herz- und Nierenerkrankungen, wo zuweilen schon nach 24 Stunden, sonst aber spätestens am dritten Tage, eine außerordentlich starke Urinabsonderung einsetzt. Zu empfehlen ist der Bohnenschalentee bei allen wassersüchtigen Zuständen, die ihre Ursache haben in Erkrankungen des Herzens und des Blutes, bei Erkrankungen der Nieren, bei Nierenentzündungen nach Scharlach, Diphtheritis und Typhus sowie bei akutem Gelenkrheumatismus, ferner bei Albuminurie in der Schwangerschaft, bei lokalen Wasseransammlungen und Exsudaten, infolge Erkrankung einzelner Organe, schließlich bei allen chronischen Erkrankungen der Harnwege von der Niere bis zu der Urethra, auch bei Grieß- und Steinbildung nicht minder als bei Gicht. Kein anderes Mittel ist auch nur annähernd imstande, die Harnsäurebildung im Körper so zu hemmen und die Ablagerungen so aufzulösen, wie es bei der Bohnenschalenabkochung der Fall ist."
Kneipp (Kneipp, Das große Kneippbuch, S. 653, München 1935.) führt die Bohnenschalen als Bestandteil eines diuretischen Tees gegen Bauchwassersucht an, ebenso gehören sie dem Wildunger Tee an.
Gute Erfahrungen mit dem Bohnenschalentee bei wassersüchtigen Schwellungen der Niere und Leber machte auch Schöfer, Graz (nach persönlicher Mitteilung, vgl. Beispiel für die Anwendung S. 2102).
Im Tierversuch (Ratten) konnte die diuretische Wirkung bestätigt werden (F. Hildebrandt, Münchn. med. Wschr. 1936, Nr. 49, S. 1999; Herre, Naunyn-Schmiedebergs Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1937, Bd. 184, H. 6, S. 710.), vgl. auch die graphische Darstellung bei Equisetum arvense.
Kaufmann (Kaufmann, Ztschr. f. d. ges. exp. Med. 1927, Bd. 55, S. 11; 1928, Bd. 60, S. 285; Münchn. med. Wschr. 1928, Jg. 75, S. 1080.) prüfte Tee von Bohnenschalen klinisch an 15 Diabetikern, von denen nur drei keine Beeinflussung der Glykosurie zeigten; bei den anderen beobachtete man allgemein Toleranz-Erhöhung wie auch Verminderung der Glykosurie und Acetonurie (1 Tasse Tee ersetzt drei bis fünf Einheiten Insulin).
Dagegen zeigen nach F. W. Lapp (F. W. Lapp, Therapie der Gegenwart 1937, H. 5, S. 199.) Beobachtungen mit Bohnenschalentee, daß dieser zwar blutzuckersenkend bei Gesunden, nicht aber bei Diabetikern wirkt.
Mit Phaseolusdekokten und -extrakten per os konnten Geßner und Siebert (Geßner u. Siebert, Münchn. med. Wschr. 1928, Jg. 75, S. 853. (Weitere Literatur: Gohr u. Hilgenberg, Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1929, Bd. 143, H. ?; Hartleb, Münchn. med. Wschr. 1932, S. 1795.) in leichten und mittelschweren Fällen eine Senkung des Nüchternblutzuckers um 20-40 mg-% erreichen; die Glukose und Adrenalinhyperglykämie wurde erniedrigt und verkürzt.
Durch Phaseolus vulgaris wurde entgegen der Annahme von Belak und Szathmary (Ref. Berichte der ges. Physiol. u. exper. Pharm. 88, S. 336, 1935.) keine Hemmung bzw. kein Ausbleiben des Östrus bei weißen Mäusen beobachtet (Nach eigenen Untersuchungen.).
Nach Genuß roher, gekeimter Feuerbohnen entwickelte sich eine Phasinvergiftung, die in Form einer akuten Gastroenteritis mit starkem Erbrechen, vorübergehender Leberschwellung und Urobilinurie auftrat (Faschingbauer u. Kofler, Wien. klin. Wschr. 1929, II, S. 1069.).
Bei Personen, die in Konservenfabriken viel mit der Verarbeitung von Bohnen zu tun haben, wurde öfters das Auftreten der sogenannten "Bohnenkrätze" beobachtet. Diese Erkrankung scheint auf einer Sensibilisierung der Haut zu beruhen (Sternthal, Dermatol. Wschr. 80, 254, 1925.).
Als Vertreter der homöopathischen Literatur gibt Heinigke (Heinigke, Handb. d. hom. Arzneiwirkungsl., S. 498.) Herzleiden, Pleuritis mit Erguß, Herzbeutelentzündung, Harnsäuregrieß, blutigen Urin und Diabetes mellitus an.
Die Samenschalen von Ph. vulgaris enthalten u. a. Paraphysosterin, Phasol und Flavone (Wehmer, Pflanzenstoffe, I, 1929, 576.).Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):
Polen: Als mildes Diuretikum und Antidiabetikum.