Wissenschaftlicher Name: Curcuma longa
Familie: Ingwergewächse
Gattung: Curcuma
Astrologie: Mond
Organbezug: Leber/Galle und Magen/Darm
Toxizität: – – –
Inhaltsstoffe:
Curcuminoide (Curcumin, Bi- und Demethoxycurcumin, Diferuloylmethan), Flavonoide, Dicinnamoylmethan-Derivate, ätherisches Öl
Anerkannte Wirkung (nach Kommission E):
Verdauungsbeschwerden mit Völlegefühl
Gegenanzeigen:
nicht bei Gallenverschluss und bei Gallensteinen nur nach vorheriger Rücksprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker
Wechselwirkungen:
keine bekannt
Nebenwirkungen:
keine bekannt

Gelbwurz

Benennung

Namensursprung

Curcuma kommt vom indischen kurkum, dem Namen der Pflanze, xanthorrhiza von ?a??_? (xanthos) = goldgelb, bräunlich, und ?a (rhiza) = Wurzel, wegen des im Querschnitt gelben Wurzelstockes, Temoe lawak ist der malaiische Name der Droge.

Weitere Namen

Kurkuma, Javanische Gelbwurz, Gelber Ingwer, Safranwurzel, Gilbwurzel, Gelbwurz, Gelbwurzel

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

malaiisch: Temoe lawak

Gebräuchliche Drogen und Zubereitungen

  • Kurkumawurzelstock (Curcumae longae rhizoma)

Vorkommen

Die Pflanze stammt ursprünglich aus Südasien, wird aber mittlerweile in fast allen tropischen Regionen angebaut.

Botanik

Der Gelbwurz bzw. Kurkuma ist eine ausdauernde Pflanze. Die Blätter sind alle grundständig, lang-scheidenartig gestielt. Die fertig entwickelten Blätter sind etwa 1 m lang, 12 cm breit, verkehrt eiförmig-lanzettlich und sehr spitz. Die Seitennerven verlaufen von der starken Mittelrippe unter spitzem Winkel. Die weißen bis blaßgelben, sitzenden Blüten bilden dicke, zylindrische Stände, die an Ähren erinnern. Sie stehen gewöhnlich zu zweien hinter einem großen hohlen Deckblatt, das sie überragen.
Die Pflanze hat einen etwa 4 cm dicken Wurzelstock. Seine rundlichen bis birnförmigen Glieder erscheinen durch Blattnarben quergeringelt. Frisch durchschnitten zeigt er eine gelbe Farbe. Die älteren Wurzeln oder die Hauptwurzel sind mehr orangefarben.

Sammelzeit:

ganzjährig

Geschichte und Mythologie

Curcuma domestica wird schon seit langer Zeit sowohl in der deutschen wie auch ausländischen Medizin als Choleretikum und Cholekinetikum verwendet. Wie Stirnadel zu berichten weiß, wurde sie sogar schon im Alten Testament als Heilmittel erwähnt. Tabernaemontanus sagt in seinem “New und vollkommen Kräuterbuch” (1613) von Curcuma: “Es ist die Wurzel gar wenig in Gebrauch / Es wird aber ein Lattwerge in den Apotheken zugerichtet / Diacurcuma genennt / so zu vielen Schwachheiten gut ist / als nemlich zu kalten Schwachheiten des Magens / der Leber und des Miltzes / und derselben langwierigen Gebrechen. Gilbwurzel wird auch genannt Gelsuchtswurzel / die weil sie zu der Gelsucht sol gut seyn.”

Traditionelle Anwendung

Gelbwurz ist ein gutes Gallen- und Gallentreibemittel, das auch bei Gallensteinleiden (Cholelithiasis) und bei Gallenblasenentzündung (Cholecystitis), Verdauungsstörungen mit Völlegefühl (Dyspepsie), sowie bei Lebererkrankungen eingesetzt wird.
Weiterhin setzt man das Mittel ein bei Osteoporose. Kurkuma hemmt die Osteoklastenaktivität.
Gelbwurz wirkt nachweislich krebsvorbeugend – insbesondere im Darmbereich zur Vorbeugung von Darmkrebs.
Er rediziert bei kontinuierlicher Einnahme die Anzahl von Darmpolypen um bis zu 60 Prozent. Die Bildung und Ausbreitung von Metastasen bei Brustkrebs kann er hemmen. Eine mögliche Wirkung bei Prostatakrebs wird derzeit noch untersucht. Daher eignet er sich als begleitendes Mittel in der Krebstherapie.
Indem er die Enzyme Cyclooxygenase-2, Lipoxygenase und NO-Synthase hemmt wirkt er auch entzündungshemmend bei entzündlichen Erkrankungen, wie Arthrose (insbesondere bei Kniegelenksarthose) und bei rheumatischen Erkrankungen. Zusätzlich regt er das Immunsystem an.
 
Zu Heilzwecken wird die Hauptwurzel verwendet, während die Nebenwurzeln eine schmackhafte Kinderspeise liefern. Auf Lössboden können die Wurzeln sehr groß werden. Wenn man keine frischen Wurzeln zur Verfügung hat, kann man sich mit trockenen behelfen. Diese sind jedoch nicht so wirksam. Die frischen Knollen werden geraspelt, der Saft ausgepresst und durch ein Tuch gefiltert. Man lässt den Saft eine Nacht zum Klären stehen und filtriert ihn dann. Der Rückstand muß entfernt werden, da er für nierenschädlich gilt. Allzu häufiger Gebrauch führt zu Magenbeschwerden. Für den täglichen Gebrauch genügt ein Wurzelstück in der Größe eines Enteneies. Man gewinnt daraus ein Portweinglas voll Saft. Die getrockneten Knollen müssen anders behandelt werden. Man schneidet sie in dünne Scheiben und stellt daraus einen Teeauszug her. Die Curcuma domestica Val. kommt überall auf Java wildwachsend vor und gehört auch zu den bekanntesten Temoesorten. Die Javaner nennen sie "koenir of temoe koening". Auf malaiisch nennt man sie "Koenjit". Die Nebenwurzeln werden geraspelt zum Würzen und Gelbfärben der Speisen gebraucht, während die Haupt- oder Mutterwurzeln als Arzneimittel verwendet werden, vor allem die zweijährigen. Die Hauptknolle muß nach der Ansicht der Javaner einen orangefarbigen Durchschnitt haben und viel Öl enthalten. Auch diese Knolle hat frisch einen größeren Wert als getrocknet. Auf Sumatra ißt man die Blätter, die sehr aromatisch sind, als Grünspeise.

Dosierung

1,5 – 3 g als mittlere Tagesdosis (Kommission E)

Historische Anwendung

Temoe lawak ist ein malaiisches Volksmittel gegen Leberleiden (Thoms, Handb. d. prakt. u. wissensch. Pharmazie, 1929, Bd. VI, 2 b, S. 2443.) und Gallenstauungen (Mercks Jahresberichte 1932, S. 137.).
Kloppenburg-Versteegh (J. Kloppenburg-Versteegh, Wenken en Raadgevingen betreffende het gebruik van Indische Planten, Vruchten enz., ‘s-Gravenhage 1934.) nennt Curcuma xanthorrhiza als Stammpflanze der Temoe lawak. Nach ihr sind die Anwendungen in Indien außerordentlich vielfältig. Die Droge beugt als Blutreinigungsmittel verschiedenen Krankheiten, z. B. Wasserpocken, vor. Auch sie gibt an, daß die Droge zur Beförderung der Gallenabsonderung gegeben wird, weiter bei schleimigem Stuhlgang und Blut, bei Amöben- und bazillärer Ruhr, Fieberkrankheiten der Kinder. Die älteren orangefarbigen Hauptwurzeln seien ein gutes Abführmittel. Auch stillenden Müttern wird die Wurzel als Teegetränk empfohlen ohne Angabe weiterer Indikationen. Die Knolle wird geraspelt und mit Wasser und Zucker für Kinder zu einem schmackhaften Brei gekocht.
Die Curcuma domestica wird in ähnlicher Weise angewendet wie die Curcuma xanthorrhiza, bevorzugt wird sie bei Magenkrankheiten, Magenkrämpfen mit dünnem, grünlichem Stuhlgang, auch mit Schleim und Blut vermischt. Die Wurzel gilt als blähungstreibendes Mittel, ihre adstringierende Wirkung wird bei Erweiterung des Dickdarms mit einem Stuhlgang, teilweise dünn oder mit steinharten Stücken, verwertet. Auch bei Mastdarmentzündung, bei Magenerkrankung infolge Erkältung und Infektion, bei der sogenannten Hitzediarrhöe, Darmgeschwüren, Hämorrhoiden, Amöben- und bazillärer Ruhr wird sie gern gegeben. Beliebt ist sie weiter bei Gallensteinleiden, und hier gilt sie als probates Mittel besonders für Patienten mit schwachem Magen. Von den sonstigen Indikationen seien noch folgende erwähnt: Der Brei, besonders der von alten, sehr ölhaltigen Wurzeln, wird auf infizierte Wunden gelegt und ebenso bei Insekten- und Schlangenbissen angewendet. Während der ersten vier Monate einer Schwangerschaft darf das Mittel nicht gegeben werden, dann wird es jedoch gern im Gemisch mit Tamarinde den schwangeren Frauen zur Blutreinigung empfohlen. Mit Tamarinde zusammen gibt man die Knolle auch bei Masern, mit Kampferia galanga und Vitex trifolia bei Lungenschwindsucht. Auch bei Weißfluß ist die Knolle sehr beliebt. Man läßt ein- bis zweimal in der Woche ein Likörglas des Saftes trinken oder mischt diesen auch mit Eidotter und Honig. Bei stark geschwächten und abgemagerten Patientinnen mit Weißfluß gibt man innerlich Curcuma mit Coccinia cordifolia zusammen und äußerlich als Bauchpflaster einen Umschlag mit geraspelter Curcuma und Tamarinde. Daneben werden Einläufe gemacht mit Piper bethel-Wasser. Auch bei Hautleiden ist die Anwendung beliebt. Man benutzt eine Mischung von Uncaria Gambir und Curcuma als Gurgelmittel bei entzündetem Zahnfleisch, bei Gesichtsausschlag macht man Waschungen mit Curcuma und Tamarinde, bei Rose macht man einen Pflanzenbrei aus Curcuma und einer Raute (Ruta angustifolia). Bei den sogenannten Affenpocken gibt man einen Pflanzenbrei aus Curcuma, Tamarindenöl gemischt mit Schwefelblume. Es soll dann sofort der Juckreiz aufhören.
Chiang-huang wird das Rhizom von Curcuma longa in China (Tsutomu Ishidoya, Chinesische Drogen, Teil II, S. 5.) genannt und als blut- und pneumaregulierend bezeichnet.
1748 schildert Loeber (Loeber, zit. bei Nissen, D. med. Wchschrft. 1934, Nr. 28.) Curcuma fast als Universalmittel und gibt an, daß die erfahrensten Ärzte sie als das vorzüglichste Mittel bei Gelbsucht, Leberleiden und Gallenstauungen anerkannten.
Eine Darstellung der Pharmakognosie und Anatomie der Droge geben Peyer und Hünerbein (Peyer u. Hünerbein, Apoth.-Ztg. 1932, Nr. 8.)
Kalk und Nissen (Kalk u. Nissen, D. m. W. 1931, Nr. 38, S. 1613.) bezeichnen als das wirksame Agens das ätherische Öl, von dem Dieterle und Kaiser (Dieterle u. Kaiser, Arch. d. Pharm. 1932, S. 413, u. 1933, S. 337.) etwa 3,5%, Peyer und Hünerbein 4,4% in der Droge feststellten. Dagegen kam Franquelo (Franquelo, Münch. med. Wchschrft. 1933, Nr. 14, S. 524.) zu dem Ergebnis, daß der Träger der choleretischen Wirkung der Farbstoff Curcumin sei.
Der gleichen Ansicht sind auch Henning und Künzel (Henning u. Künzel, Münch. med. Wchschrft. 1934, Nr. 42, S. 1611.). Sie glauben, da Gutmann dem Curcumin noch eine ausgesprochene bakterizide Wirkung zuschreibt, in ihm ein brauchbares Mittel gegen Entzündungen der Gallenwege und Leber zu haben. Sie halten die intravenöse Darbietung der peroalen hinsichtlich der choleretischen Wirkung für überlegen.
Nach R. Koch (R. Koch, Münchn. med. Wschr. 1927, Nr. 23, S. 972.) sind es "die Schmerzen und Parästhesien im Epigastrium, die Schmerzen und Parästhesien der palpablen Gallenblase oder ihrer Gegend und die Beschwerden, die die Leber als Ganzes macht, die gelindert werden".
Auch bei Dyspepsien – die ja durch Leberstörungen verursacht sein können – empfiehlt er das Mittel. Die Droge wirkt auf die Gallenwege choleretisch und verursacht dadurch deren gesteigerte Durchspülung und Auswaschung des Gallenblaseninhaltes, ohne Koliken hervorzurufen (Fähndrich, Fortschr. d. Ther. 1932, Nr. 19, S. 606; Kalk u. Nissen, D. med. Wchschrft. 1931, Nr. 38, S. 1613, und 1932, Nr. 44, S. 1718.).
Grabe (Grabe, Naunyn-Schmiedebergs Arch. f. exp. Path. u. Pharm., Bd. 176, S. 673; vgl. auch Robbers, H., Naunyn-Schmiedebergs Arch. f. exp. Path. u. Pharm., 181, 328, 1936.) konnte in Versuchen an Ratten zeigen, daß das ätherische Öl eine starke gallentreibende Wirkung besitzt. Diese Wirkung konnte auf den Gehalt an p-Tolyl-methyl-carbinol bezogen werden. Die Versuche der verschiedenen Autoren zeigen, daß sowohl der Farbstoff als auch das ätherische Öl gallentreibend wirken.