Wissenschaftlicher Name: Equisetum arvense
Familie: Schachtelhalmgewächse
Gattung: Schachtelhalme
Astrologie: Saturn
Organbezug: Harnwege und Haut
Toxizität: – – –
Inhaltsstoffe:
Flavonoide, Pflanzensäuren, Glykoside, Carbonsäuren, Mineralstoffe: Kieselsäure, wasserlösliche Silikate, Aluminiumchlorid, Kaliumchlorid, Kämpferolglykoside, Quercetinglykoside, Alkaloide: Nicotin, 3-Methoxypyridin, Palustrin, Fettsäuren, Phytosterole, Kaffeesäurederivate: Dicaffeoyl-meso-Weinsäure und Caffeoylshikmimisäure
Anerkannte Wirkung (nach Kommission E):
Ödeme, Durchspülungstherapie bei Harnwegsinfekten, Nierengrieß, aüßerlich bei schlecht heilenden Wunden
Gegenanzeigen:
nicht anwenden bei Ödemen infolge einer eingeschränkten Herz- oder Nierenfunktion
Wechselwirkungen:
keine bekannt
Nebenwirkungen:
keine bekannt

Ackerschachtelhalm

Benennung

Namensursprung

Der Gattungsname Equisetum kommt vom lateinischen equus = Pferd und seta = Schwanz. Die Pflanze hieß bei den Griechen pp????? (hippuris) = Pferdeschwanz wegen der feinen Ästchen mancher Arten. Der Beiname "arvense" aus dem lateinischen arvum = Ackerland bezeichnet den Standort der Pflanze. Den Namen Schachtelhalm hat sie nach den schaftartigen, ausziehbaren Stengelgliedern erhalten.

Weitere Namen

Acker-Schachtelhalm

 Der gegliederte Stengel wird auch mit einem Pfeifenrohr verglichen; daher Pipenstal = Pfeifenstil (Mecklenburg, Altmark), Hollpiepen = Hohlpfeifen (Ostfriesland), Dunkelpfeifen (Ostpreußen), desgleichen mit einer Nadelbüchse ("Spengel" bedeutet Nadel): Spengelbüchse (Hunsrück) oder mit den Knien: Negenknee = Neunknie (Holstein). Die Sprosse werden nach ihrer Form gern mit dem Schwanze verschiedener Tiere, besonders der Katze, verglichen: Katzenschwanz, Katzeschwanz (Saarland), Kattensteert, Kattenswans (Altmark), Kattstart (Pommern), Kattenzahl (Schlesien, Nordböhmen) usw. Der Name Zinnkraut rührt davon her, daß die Schachtelhalme wegen ihres hohen Gehaltes an Kieselsäure zum Putzen von Geschirr, besonders von Zinnkannen, Zinntellern und Weberschiffchen (Züricher Oberland) gebraucht werden: Zinngras (Nordböhmen, Bayern, Tirol), Zinnheu (Steiermark), Scheuerkraut (Thüringen). In manchen Gegenden glaubt man, daß die Pflanze den Kühen tödlich sei, den Pferden jedoch nichts schade, daher sagt man von ihr: "Der Pferde Brot – der Kühe Tod". Koodod = Kuhtod (Gebiet der unteren Weser). In Norddeutschland ist die allgemeinste Bezeichnung für die Equisetum-Arten Duwock oder Dowenwocken.

Französisch: Prèle, Queue de rat; englisch: Shave-grass; italienisch: Coda di cavallo, setolone, brusca; dänisch: Padderokke; litauisch: Ožkabarzdis; norwegisch: Akersnelde; polnisch: Skrzyp polny; russisch: Chwoszcz; schwedisch: Akerfräken; tschechisch: Preslicka polní; ungarisch: Zsurlófü.

Gebräuchliche Drogen und Zubereitungen

  • Schachtelhalmkraut (Equiseti herba)

Vorkommen

Die Pflanze ist heimisch auf der kompletten Nordhalbkugel der Erde. Einheschleppt wurde sie in Afrika, Australien und Neuseeland.

Botanik

Der Schachtelhalm ist ein äußerst lästiges Unkraut, das auf Wegen und Dämmen, aber auch auf Wiesen und Äckern, besonders auf lehmigem Sandboden anzutreffen ist. 30-100 cm unter der Erdoberfläche wächst das schwarze Rhizom dahin. Es ist bleistiftdick, schwarz und dicht mit braunen Haaren besetzt. An den Knoten entspringen Wurzeln und Seitenzweige, an denen sich rundliche, mit Reservestoffen gefüllte Knollen bilden. Im März und April sprossen die etwa 20 cm hohen Stengel, die die walzenförmigen, bräunlich-gelben Sporangienähren tragen. Diese Stengel sind rötlich-braun bis strohfarben. Sie tragen scheidenförmige, braune Blätter, die etwas aufgeblasen und fast glockig sind. Die Zähne (meist acht) sind oft zu zweien verwachsen. Nach dem Verwelken der sporentragenden Triebe wachsen die hellgrünen Laubtriebe. Sie sind rauh, gefurcht, 10 bis 50 cm hoch und tragen quirlig angeordnete Äste. Die Asche enthält 97% SiO2. Trotzdem ist die Pflanze nicht kieselhold, sondern bodenvag. Sie wird auf Kalkboden (Kalkhalden) steril und enthält bis zu 42% CaCO3.

Sammelzeit:

ganzjährig

Geschichte und Mythologie

Es steht wohl außer Zweifel, dass man im Altertum verschiedene Schachtelhalmarten gekannt hat. Die Hippuris des Dioskurides, die von ihm als harntreibend, Blutflüsse der Gebärmutter stillend und als Husten- und Wundmittel bezeichnet wird, dürfte ein Equisetum gewesen sein. Plinius, der die Pflanze zum ersten Male Equisetum nennt, sagt, dass ihre blutstillende Kraft so groß sei, dass es genüge, sie nur in der Hand zu halten. Albertus Magnus (12. Jahrhundert), der den Schachtelhalm als cauda equi bezeichnet, rühmt auch seine blutstillende Kraft. Jedoch erst die Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts bringen ganz einwandfreie Beschreibungen der Pflanze.
Weiteres Vorkommen: Nordasien, Nordamerika, Japan.
Auf die diuretische Wirkung weist besonders Agricola im 16. Jahrhundert hin, der von einem berühmten Arzt erzählt, der viele Fälle von Harnblasenentzündungen durch das Trinken der Abkochung der Pflanze geheilt hätte. Hoffmann, der Leibarzt Friedrichs des Großen, erklärte die Schachtelhalmabkochung als erstklassiges Diuretikum bei Nierenerkrankungen. Später geriet der Schachtelhalm mehr und mehr in Vergessenheit und wurde ihr erst wieder durch den Pfarrer Sebastian Kneipp entrissen. Der Schachtelhalm führt auch den Namen Zinnkraut, weil man ihn zum Reinigen der Zinngeräte benutzte. Wenn man ihn in einer Schale vorsichtig verascht, so bleibt ein filigranartiges Skelett erhalten, welches aus fast reiner Kieselsäure besteht.
Verschiedene Equisetumarten, in der Hauptsache Equisetum palustre und Equisetum limosum, haben beim Vieh häufig Vergiftungen hervorgerufen, die sich durch Taumeln, Unsicherheit der Beine, später Lähmung der Hinterbeine und Tod unter Krämpfen äußern. Nach Geßner sind diese Vergiftungen nur durch pilzbefallenen Schachtelhàlm beobachtet worden, da nur dieser das Alkaloid Equisetin enthalten soll.

Traditionelle Anwendung

Schachtelhalm ist ein ausgezeichnetes Mittel für eine Durchspülungstherapie sowie zur Ausleitung und Entschlackung. Hier wird er häufig verordnet bei: Cystitis (bei Blasenentzündung und Harnverhalt wird er  auch in Form von Sitzbädern mit nachfolgenden Umschlägen angewandt), Blasenkrampf und -schwäche, Harngries, Harnsteinen (Lithiasis), schmerzhaftem Urinieren, Einnässen (Enuresis), Nierenentzündung (Nephritis) mit Albuminurie, Scharlachnephritis, Nierenbeckenentzündung, Nierenhypofunktion, Nierenblutungen und bei chronischer Blasenreizung mit lästigem Harndrang bei Frauen (Urin klar und frei von krankhaften Bestandteilen).
 
Seltener wird das Mittel bei Rheuma und Gicht gegeben. Bei Rheumatismus alter Leute ist es als Dauergetränk gut geeignet und wirksam.
 
Zum Teegemisch bei Erkrankungen der Harnwege eignen sich u. a. Wacholder, Schafgarbe, Kamille, Salbei und die Bärentraube. Als Wechselmittel eignet sich Winterlieb.
 
Schachtelhalm führt dem Körper große Mengen an Mineralien zu und ist daher empfehlenswert zur Stärkung von Haut, Haar, Fingernägeln und dem Bindegewebe bei Krampfader- und Hämorrhoidalleiden.
In Form von Bädern und festen Krautpackungen verordnet man ihn auch bei geschwürigen, eiternden Wunden (hier auch im Wechsel mit Eichenrindenabkochung), Ulcus cruris und Mastdarmfistel
 
Bei Nagelbetteiterung empfiehlt Wisotzky es als Lokalbad und innerlich als Tee. Bei Schweißfüßen sind nach Tschirner, Elbing, Fußbäder und Umschläge angebracht, bei Fluor albus und Stinknase (Ozaena) werden Zinnkrautspülungen und Inhalationen angewendet und bei Rachitis und Gingivitis ist Equisetum endlich als Gurgelwasser im Gebrauch. Bei Gallensteinleiden beobachtete Wagner nach Stuhldampfbädern den Abgang von Steinen, und bei Flechten werden Zinnkrautabkochungen mit Sahne, verrührt als Kompresse, angewendet.
 
Als Adstringens ist Schachtelhalm bei Hämorrhagien aller Art geeignet, insbesondere Meno- und Metrorrhagien, klimakterischen Blutungen, blutenden Magengeschwüren und ferner bei Diarrhöen, Fluor albus und nach Hauer bei Apoplexie indiziert. Hauer beobachtete auch bei Milzschwellungen eine vorzügliche Wirkung, von anderer Seite werden noch Leberstauung und Arteriosklerose erwähnt. Bachem, Frankfurt, gibt das Mittel bei hinzutretender Herzschwäche. Bei Stomatitis hat sich nach Köhler, Krummhübel, der Saft des Zinnkrautes als ganz "hervorragend und nie versagend" erwiesen.
 
Früher wurde galt Schachtelhalm als ausgezeichnetes Mittel bei Lungentuberkulose, auch im hämorrhagischen Stadium, das auch gelegentlich bei Asthma und chronischer Bronchitis verordnet wird.
Man verordnete es auch beginnender Knochen- und Nierentuberkulose und zur Prophylaxe nach Entfernung einer kranken Niere.
Bei Lungentuberkulose wird Schachtelhalm u. a. häufig mit Vogelknöterich und Hohlzahn zusammen gegeben, als Wechselmittel wirkt Salbeigamander sehr gut.

Dosierung

innerlich: 6 g der Droge (Herba) als mittlere Tagesdosis (Kommission E)
äußerlich: 10 g der Droge (Herba) als mittlere Tagesdosis (Kommission E)

Historische Anwendung

Von Paracelsus (Paracelsus Sämtl. Werke, Bd. 3, S. 309.) wird der "Katzenschwanz" schon erwähnt, von Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 358.) und Weinmann (Weinmann, Phytanthoza iconographia, Regensburg 1737, Bd. 2, S. 391.) als zusammenziehendes, blutstillendes Mittel aufgeführt.
Gegen Blutstürze und Nieren- und Blasengeschwüre wird er von v. Haller (v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 607.) empfohlen, der auch den äußerlichen Gebrauch in Gurgelwässern gegen Mund- und Halsaffektionen und zu stärkenden Umschlägen bei Brand anführt.
Osiander (Osiander, Volksarzneymittel, S. 68, 238.) nennt ihn als Volksmittel gegen Ruhr und Wassersucht. Der Wert dieser Pflanze liegt zum Teil in ihrem großen Gehalt an Kieselsäure, den Schulz (Schulz, Wirkg. u. Anwendg. d. dtsch. Arzneipfl., S. 37.) für die Asche mit bis zu 70% angibt und der ihre im Volke erprobte Wirksamkeit bei Tuberkulose mitbedingt.
Kneipp (Seb. Kneipp, Das große Kneippbuch, S. 984, München 1935.) schreibt, daß man "die vielseitige und vorzügliche Wirkung dieses Heilkrautes nicht genug hervorheben kann". Äußerlich hilft Zinnkraut bei alten Schäden, faulenden Wunden und selbst krebsartigen Geschwüren und Beinfraß nach ihm in außerordentlicher Weise. "Es wäscht aus, löst aus, brennt gleichsam das Schadhafte weg." Innerlich lindert es die Schmerzen bei Grieß- und Steinleiden, die Beschwerden beim Urinieren und ist "hier einzig, unersetzbar und unschätzbar". Er schildert einen Fall eines 70jährigen Mannes mit Harnverhaltung, der durch äußerliche Anwendung heißer Zinnkrautdämpfe in etwa 20 Minuten zum Urinieren kam. Kneipp läßt bei Harnverhaltung Zinnkraut äußerlich und innerlich anwenden. Bei Blutungen und Bluterbrechen hat er Fälle gesehen, in denen das Bluten durch Anwendung des Zinnkrautes schon nach vier Minuten zum Stehen kam.
In der lettischen Volksmedizin (J. Alksnis, in Histor. Studien aus d. pharm. Inst. d. Univ. Dorpat, Bd. IV, S. 194, 216, Halle 1894.) verwendet man den Spiritusauszug der Wurzel zu Einreibungen gegen Rheumatismus. Von Equisetum hiemale wird das Dekokt gegen Hydrops (Aszites) getrunken.
Von der Anwendung in der tschechoslowakischen Volksmedizin schreibt mir Dostál folgendes:
Nach Veleslavín (1) stillt der Schachtelhalm das Brechen, Durchfall, zu starke Menstruation, heilt Nieren- und Blasenleiden, Harnschneiden, innere Verletzungen und Husten. Ein Tampon mit dem Saft befeuchtet, stellt das Nasenbluten ein. Die Umschläge stillen Wundenblutungen. Auch gegen Erysipel findet Equisetum Verwendung. Ein Destillat heilt Bluthusten. Ein Dekokt wird gegen Tuberkulose (2), Blasenerkrankungen (3), als Blutreinigungsmittel, für die Niere, den Magen, Wassersucht und Harnschneiden (1) genommen. In Mähren trinkt man den Tee gegen Brustschmerzen (5), Halsbrennen (5) und Augenerkrankungen (5). Der Aufguß wird als Umschlag für Wunden (5, 7) und Geschwülste (8) verwendet.
Literatur: (1) Veleslavín, 1596, 369 a; (2) cMSS, 1931, 23. II. 43; (3) Polívka, Kvetena IV. 659; (5) Mor. Slov. II, III. 762; (7) Vyhlídal, Maluvky z Hané 113; (8) cMM. 1893. 145.
In der mongolischen Volksmedizin wendet man nach Hübotter (Hübotter, Beiträge zur Kenntnis der chinesischen sowie tibetisch-mongolischen Pharmakologie, S. 94, Berlin 1913.) Equisetum hiemale L. var. japonica Milde als schweißtreibendes Mittel an, welches auch die "Augenschirmkrankheit" beseitigt. (Diese Krankheit soll plötzlich auftreten und nach etwa ein bis zwei Wochen wieder verschwinden.)
Kobert (Kobert, Lehrb. d. Pharmakother., S. 252.) konnte in ausgeheilten tuberkulösen Herden "stets auch reichliche Mengen von Kieselsäure" finden, die dem Bindegewebe Resistenzfähigkeit verleiht, und zählt daher Equisetum mit in die "Gruppe der Mittel, welche die Resistenz des Lungengewebes gegenüber den tierischen Einschmelzungsprozessen vermehren".
Um die Jahrhundertwende herum erlebte die Therapie mit Zinnkraut einen großen Aufschwung. Ivan Puschkin (Ivan Puschkin, Russ. med. Ztg. 1902.) verordnete 1 Eßlöffel von Hb. Equiseti pulv. subt. auf 1 Tasse Wasser, dreimal täglich, mit gutem Erfolge in mehreren Fällen von Hämoptysis, Epistaxis, Hämorrhoidalbluten und Metrorrhagie.
Huchard und Breitenstein (Breitenstein, Bull. des sciences pharmacologiques, 1904.) wandten das Zinnkraut auch mit gutem Erfolge an. Der letztere sah nach Verordnung eines Dialysates eine mittlere Vermehrung des Urins um 30%. Er gab zweistündlich 30 Tropfen. Im Jahre 1917 machte Kühn (Kühn, Münchn. med. Wschr. 1918, Nr. 52.) in größerem Ausmaße Versuche bei Lungentuberkulose. Er wandte die im Rezeptteil angegebene Teemischung bei seinen Patienten an, wobei die Tagesdosis an Kieselsäure zwischen 40 und 480 mg schwankte. Nach ihm ist diese Menge notwendig für den Organismus, um die eitrigen Kavernen zu umgrenzen, da ein Teil der Kieselsäure durch den Urin wieder ausgeschieden wird. Bei leichteren Fällen sah er innerhalb einiger Monate eine so durchschlagende Besserung des Gesundheitszustandes, daß man die betreffenden Patienten als ausgeheilt betrachten konnte.
Zur gleichen Zeit veröffentlichte Bauer (Bauer, Beiträge zur Klinik der Tbc., 1918, Bd. 39.) seine guten Erfolge mit starken Schachtelhalmaufgüssen bei Hämoptysis.
Die Wirkung der Kieselsäurebehandlung durch Vegetabilien bei gewissen Tuberkuloseformen wird neuerdings von Wolff (Wolff, Fortschr. d. Ther. 1929, Nr. 10.) und Dobrowolski (Dobrowolski, Polska Gazete 1928, Nr. 29/30, ref. i. Pharm. Ber. der I. G. Farbenind. 1929, S. 86.) bestätigt.
Unna (Unna, Dermat. Wschr. 1917, Nr. 14.) berichtete als erster über die Wirkung dissoziierbarer Verbindungen von Silizium. Er sah nach innerlicher Einnahme von Kieselsäure eine schnelle Ausheilung von vielen Hauterkrankungen, z. B. bei Pemphigus chronicus und Pemphigus foliaceus, und fügt hinzu, daß die Elastizität der Haut und ihr kolloidales Zellengleichgewicht größtenteils durch die vorhandene Kieselsäure bedingt ist.
Luithlen, Moretti und Schulz (Schulz, Pflügers Arch., Bd. 67, 84, 89, 112.) berichten, daß man auch die Arterien bei Arteriosklerose bis zu einer gewissen Grenze noch durch Zufuhr von Kieselsäure in kolloider Form wieder elastisch machen könne. Nach Tichý (Tichý, Isis a Paracelsia R. VI. No. 1, 1924 (Lékarsá hlídka.) soll die Kieselsäure das Wachstum der malignen Geschwülste unterdrücken und rezidiven Metastasenoperationen vorbeugen.
Durch reichliche Zufuhr von Kieselsäure erreicht man angeblich nicht nur eine primäre pharmakologische, festigende (solidifikative) Wirkung, sondern es soll auch angeblich im Tumorgewebe ein Kieselsäureherd entstehen, der bei Einwirkung von harten Röntgenstrahlen zu sekundären Strahlungen fähig ist. Die Kieselsäure ist nach Tichý eines der auf Röntgenstrahlen resonnierenden Elemente.
Skokan (Skokan, Praktický lékar (Praktischer Arzt) III, Nr. 8 – Veda prírodní J. IX (Naturwissenschaft) 1928.), Prag, machte während des Krieges viele Versuche mit Equisetum. Nach ihm wirkt diese Pflanze gewebefestigend (solidifikativ) und gewebereizend (irritativ). Der solidifikative Teil zeigt eine deutliche Einwirkung der löslichen Kieselderivate auf die Erhöhung der Elastizität des pflanzlichen und tierischen Gewebes. Die Wirkung des irritativen Teiles äußert sich als Stimulans bei verschiedenen Lebensvorgängen. Silizium habe als Biokatalysator z. B. einen starken Einfluß auf die Intensität des Stoffwechsels. Kleine Dosen der Kieselsäure können sich bei Lungentuberkuloseprozessen durch die irritative Komponente geltend machen. Dies genüge schon in manchen Fällen völlig. Während die solidifikative Wirkung erst durch große Dosen ausgelöst würde.
Auch die blutstillende Wirkung ist von mehreren neueren Autoren bestätigt worden. So berichtet Leclerc (H. Leclerc, Précis de Phytothérapie, S. 60, Paris 1927.), daß er in zwei Fällen von Lungenblutungen einen eindeutigen Erfolg durch Zinnkraut sah. Äußerlich lobt er die Anwendung in Form von Breiumschlägen bei Krampfadergeschwüren.
Gibelli (Gibelli, Arch. internat. de pharmacodynamie 1931, Bd. 41.) glaubt mit einem frischen Schachtelhalmextrakt eine metrorrhagische Blutung schnell zum Stillstand gebracht zu haben, auch bei tuberkulösen Hämoptysen hatte er gute Erfolge.
Injiziert vermehrt der Equisetumsaft die Koagulation des Blutes und wirkt dadurch "energisch und prompt" hämostatisch.
Persico (Persico, Neue Studien über Equisetum arvense.) konnte feststellen, daß der frische Saft von Equisetum arvense unzweifelhaft blutkörperchenbildende Wirkung bei sekundärer Anämie (sekundäre Anämie nach Metrorrhagie, Endometritis, Magengeschwüren und Magenkrebs) besitzt. Dagegen konnte er bei primärer Anämie (Chlorose – hypochronische Anämie) keine Wirkung erzielen.
Über die Erhöhung der Leukozytose durch Kieselsäuretherapie vgl. auch W. Schneider (W. Schneider, Münchn. med. Wschr. 1936, Nr. 43, S. 1760.).
Nach G. G. Wegener (G. G. Wegener, Deutsche Heilpflanzen, 1937, S. 58.) haben sich die Behauptungen von Kneipp, Lupusfälle erfolgreich mit Zinnkraut behandelt zu haben, in neuerer Zeit bestätigt. Weiter bezeichnet Wegener den häufigen Genuß von Zinnkrautsaft und Zinnkrautabkochungen als das beste Mittel gegen Haarausfall.
Der Schachtelhalm wirkt auch harntreibend, ohne die Niere zu schädigen, allerdings wird seine Brauchbarkeit als Diuretikum z. T. bestritten (Casparus u. Haas, Pharm. Act. Helvet. 1930, S. 62, 1931, S. 181.). Demgegenüber wurde in experimentellen Versuchen an Ratten eine Diuresesteigerung um 68% beobachtet. Die Wirkung war stärker als die von Theobromin und Harnstoff, vgl. auch die folgende Abbildung (Herse, Verhandl. d. dtsch. pharm. Ges. 1936, S. 82; F. Hildebrandt, Münchn. med. Wschr. 1936, Nr. 49, S. 1999.).
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Tabellarische Darstellung der Wirkung verschiedener Diuretika nach Hildebrandt und Herse.
Die normale Wasserausscheidung nach 45 Minuten (1. schräg schraffierte Säule) und nach 60 Minuten (2. quer schraffierte Säule) ist mit 100% eingesetzt. Die sich darüber erhebenden schwarzen Säulen ergeben jeweils die Diuresesteigerung gegenüber dem normalen Wasserversuch nach 45 und 60 Min. Die Zahlen sind also relativ, die Diuresesteigerung ergibt sich in Prozenten der normalen Wasserausscheidung.
Nach Haas (Haas, Dissertat. Basel 1931; Casparis u. Haas, Pharm. Acta Helv. 1930, Nr. 5, S. 62-63.) ist Equisetum zu den Saponindrogen zu zählen (bis 5% Equisetonin-Saponin).
In der Homöopathie wird Equisetum vorwiegend bei konsekutiver Enuresis und Blasenreizung gegeben (Stauffer, Klin. hom. Arzneimittell., S. 444.). Auch wird von der homöopathischen Schule Equisetum hiemale unter den gleichen Indikationen verwendet (Heinigkes Handb. der hom. Arzneiwirkungsl., S. 342.).
Neben der Kieselsäure und dem Equisetonin finden sich in der Literatur noch folgende Inhaltsstoffe angegeben: Oxalsäure, Äpfel-, Aconit-, Gerb(?)säure, Bitterstoff, Harz, Spuren einer noch nicht bestimmten Base, etwas Fett. Die Asche weist einen hohen Gehalt an Aluminium und Kaliumchlorid auf (Kroeber, Das neuzeitl. Kräuterbuch, 1934, S. 300.).
Nach einer Hautläsion trat, wie Kulp (Kulp, Dissertat. München 1922 (Zur Ätiologie und Pathologie toxischer Exantheme unter besonderer Berücksichtigung eines Falles von Erythema exsudativum multiforme toxicum nach Zinnkraut.) berichtet, ein Zinnkrautexanthem auf. Es bestand aber auch die Möglichkeit, daß die Zinnkrautdämpfe, die durch Übergießen mit Soda, Galle und etwas kochendem Wasser entstanden, durch Einatmung ins Blut gelangt waren und dadurch zur Vergiftung geführt haben. Die Erkrankung begann mit einem Druck im Hals und trockenem Husten, bald darauf Heiserkeit, Schluckbeschwerden, Kopfschmerzen, Hitze und Frost, Harndrang, schlechtem Appetit und Obstipation. 2-3 Tage nach Beginn der Heiserkeit entwickelte sich plötzlich ein Ausschlag am rechten Unterarm, dann am linken und am Hals. Es entstanden große, hohe Quaddeln, die im Zentrum gedellt waren. Auf einigen bildeten sich prall gespannte, hellrote Blasen. Dauer der Erkrankung etwa 4 Wochen. Noch nach 2 Monaten war braunrote Verfärbung der Unterarme vorhanden. Kulp berichtet auch über die Taumelkrankheit bei Pferden, Rindern und Schafen, die durch Verfütterung von Heu auftrat, das größtenteils aus Schachtelhalm bestand.
J. Lohmann (Lohmann, Fortschritte der Veterinärhygiene, I, 1903/04.) spricht als wirksames Nerven- und Muskelgift das Alkaloid Equisetin an. Er erwähnt einen Fall, in dem nach Genuß von Tee aus Equisetum limosum Hämoglobinurie auftrat.