Wissenschaftlicher Name: Taraxacum
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Gattung: Löwenzahn (Taraxacum)
Astrologie: Jupiter
Organbezug: Leber / Galle
Toxizität: gering
Inhaltsstoffe:
Bitterstoffe, Triterpene, Carotinoide, Phenolische Verbindungen, Kohlenhydrate: Inulin, Mineralstoffe
Anerkannte Wirkung (nach Kommission E):
Gallenflussstörungen, Verdauungsbeschwerden mit Völlegefühl, Anregung des Gallenflusses, Appetitanregung, Förderung der Urinausscheidung
Gegenanzeigen:
Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenempyem, Darmverschluss (Ileus), bei Gallensteinleiden nur nach vorheriger Rücksprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker
Wechselwirkungen:
keine bekannt
Nebenwirkungen:
Sodbrennen und/oder Magenbeschwerden infolge der der angeregten Verdauungssaftausscheidung

Löwenzahn

Benennung

Namensursprung

Taraxacum ist vom arabischen Tharakhchakon abgeleitet. Mit diesem Namen bezeichneten die Araber entweder eine blaublühende Zichorienart oder eine nicht näher feststellbare Pflanze mit gelben Blüten. Eine andere Auslegung sagt, daß Taraxacum doch griechischen Ursprunges sei und vom griechischen taraxis = Augenkrankheit, welche durch die Pflanze geheilt wurde, abgeleitet ist. Der deutsche Name Löwenzahn bezieht sich auf die eigenartig gezähnten Blätter der Pflanze.

Weitere Namen

Gemeiner Löwenzahn, Kuhblume, Ringelblume

Kuhblume, Hundeblume (besonders im Mittel- und Niederdeutschen), Hundszunge (St. Gallen), Saubleaml (bayrisch-österreichisch), Saustock (Böhmerwald), Saudätsch (Baden), Krottenblume (Baden). Pärdeblöma, Peerblom (plattdeutsch), Roßbluem (Schweiz), Ossenblaume (Westfalen), Butterblume (besonders in nieder- und mitteldeutschen Mundarten), Botterstock (Oberhessen), Schmalzblouma (Egerland), Schmalzbluema (Schweiz), Eierblöme, Eierbusch (fränkisch), Eierblesch, -pleisch, -flatsche, -blättche (Eifel), Ankabluema (Waldstätten), Goldblôm (bergisch), Sunneblume, -wirbel (Baden), Saumelke (bergisch), Melchdistel (Oberhessen), Melcher, Milchbusch (Baden), Milchstöck (bayrisch-österreichisch, Schweiz), Milchling (Schwäbische Alb), Milachblacka (St. Gallen), Milechstöck (Thurgau), Milchingstöck (Schaffhausen). Als frühblühendes Gewächs nennt man den Löwenzahn Kukuksblom (Siegerland), Guggauche (Baden), Guguche (Schaffhausen), Maisteckel, -blume (obersächsisch), Maidistl, -bleaml, -buschn (bayrischösterreichisch), Maieblueme, Merzeblome, Merzestock (Schweiz). Allgemein verbreitet ist im Volke die Meinung, daß der Löwenzahn stark harntreibende Eigenschaften besitze: Pißblom (bergisch), Seichkraut, -blume (Baden), Bettpisser (z. B. Hessen), Bettebrunzekraut (Baden), Brunzer (Elsaß), Bettschisser (schwäbisch). Auf die Fruchtstände, die von den Kindern als "Lichter" (Laternen) ausgepustet werden, beziehen sich: Lichtblom (Oberhessen), Lichterblume (Baden), Lampe (bergisch), Luchten (Bremen), Liechtli (Thurgau, Schaffhausen), Golichter = Talglicht (Gotha), Laterne (z. B. Böhmerwald, Nordböhmen), Pustblume, Pusteblaume (plattdeutsch), Hubefädern (Wallis).

französisch: Pissenlit, dent de lion
englisch: Dandelion, blowball, lions-tooth, cankerwort, milk-, witch- oder yellow gowan, Irish daisy, monk’s head
italienisch: Taraxaco, dente di leone, capo di frate, capo di monaco, piscacane, radichiella, soffione, stella gialla
dänisch: Lövetand
litauisch: Piktšašé
norwegisch: Løvetann
polnisch: Mniszek
russisch: Oduwanczik
schwedisch: Maskros
tschechisch: Pampeliška, smetanka obecná
ungarisch: Gyermekláncfü.

Gebräuchliche Drogen und Zubereitungen

  • Löwenzahnkraut (Taraxaci herba)
  • Löwenzahnwurzel (Taraxaci radix)

Vorkommen

in ganz Europa

Botanik

Die vielgestaltige 5-50 cm hohe Pflanze mit oft mehrköpfigem Wurzelstock ist weit über Europa und Nordamerika verbreitet. Die verkehrt-eiförmigen bis schmal-lanzettlichen Blätter sind meist tief eingeschnitten bis tief buchtig-fiederspaltig. Die aufrechten und aufsteigenden Stengel tragen je ein gold- bis hellgelbes Blütenkörbchen. Pappus der braunen Früchte weiß. Die Pflanze ist häufig auf Fettwiesen, Kleeäckern, auf Schutt und Viehlägern anzutreffen. Auf Magerwiesen ist sie seltener. Die Asche enthält 28,6% Na2O, ohne daß die Pflanze auf Kochsalzböden wächst. Auf Zinkböden nimmt sie viel Zink auf. Sie hat einen hohen Aluminiumgehalt und wird auch als Ammoniakpflanze (nitrophil) bezeichnet.
Blütezeit: April bis Mai

Sammelzeit:

ganzjährig

Geschichte und Mythologie

Obgleich der gemeine Löwenzahn bei den Alten bekannt gewesen sein muß, läßt er sich doch nicht mit Sicherheit in den Schriften der alten Griechen und Römer nachweisen. Die Annahme, daß es sich bei der aphake des Theophrast, Dioskurides und Plinius um unseren Löwenzahn handelt, wird heute von den Pharmakohistorikern abgelehnt. Sicher erkennen wir ihn erst bei den-arabischen Ärzten des frühen Mittelalters (Avicenna, 11. Jahrh.) und in den klassischen Kräuterbüchern des Mittelalters. So berichtet auch Vollmer, daß Taraxacum mit etwa 180 anderen Heilpflanzen schon in einem schlesischen Arzneibuche des 13. Jahrhunderts Erwähnung findet. Eine besonders günstige Wirkung schrieb man ihm bei Augenentzündungen zu. Auch als Schönheitsmittel wurde das aus Kraut und Wurzeln des Löwenzahnes gebrannte Wasser gebraucht. So schreibt H. Bock: “die weiber pflegen sich auch under augen mit disem wasser zu weschen / verhoffen dardurch ein lautter angesicht zu erlangen / und die rote purpur oder bläterlin (Sommersprossen) damit zu vertreiben.” H. F. Delius (1720-1791) hielt den Löwenzahn sogar bei Lungenschwindsucht für nützlich, und der großbritannische Leibarzt in Hannover J. G. Ritter von Zimmermann wollte mit ihm allein die vorgeschrittene Wassersucht Friedrichs des Großen heilen. In Frankreich war der Löwenzahn früher als Salat sehr beliebt, der Umsatz soll sich nach Angaben von Kratz in einzelnen Jahren auf 50 000 Franken belaufen haben.

Nach Lorenz wurde auch in der Veterinärmedizin erfolgreich von Taraxacum bei Faul- und Nervenfiebern, Leber- und Lungenkrankheiten Gebrauch gemacht, indem das frische Kraut und die Wurzel unter das Futter gemischt wurden. Das getrocknete Pulver hielt er für weniger wirksam.

ähnlich wie die Brennessel auch heute noch als Wildgemüse gegessen wird, erfreut sich auch der Löwenzahn als Frühlingssalat besonderer Beliebtheit in weiten Volkskreisen.

Traditionelle Anwendung

Das Hauptangriffsgebiet von Löwenzahn ist die Leber. So wirkt das Mittel günstig bei allen Hepatopathien wie Leberschwellung, Hepatitis, Lebererkrankungen mit Wundheitsschmerz und galligen Diarrhöen (hier konnte Junge allerdings keinen Erfolg sehen), Cholecystopathien, auch Cholelithiasis, Ikterus und Hämorrhoiden, ferner bei gastrischen und typhösen Fiebern. Charakteristisch für die homöopathische Verordnung ist auch das Symptom der Linguageographica. Wichtig ist das Mittel auch bei der Behandlung von Diabetes mellitus.
Weiter wird es bei Cysto- und Nephropathien, auch Blasen- und Nierensteinen, Hydrops und Herzleiden und als Stomachikum bei durch Leber- und Milzträgheit hervorgerufenen Verdauungsbeschwerden, wie mangelhafter Fettverdauung, Flatulenz, Obstipation, Magen- und Darmverschleimung, Gastritis, Enteropathien und als Anthelmintikum bei Würmern gegeben. Bei Bettnässen lobt Pfleiderer, Ulm, besonders den Löwenzahn, der im schwäbischen Volke den Namen "Seichblume" hat.
Zur Anregung des Stoffwechsels und zur Blutreinigung wird der Löwenzahn gern zu Frühjahrskuren (als Salat oder Saft) bei Pfortaderstauung, Hautkrankheiten, Avitaminose, Blutarmut, rheumatischen und gichtischen Affektionen und nach Steuernthal bei Kropf und Basedow verwendet.
Schließlich findet noch die blutstillende und menstruationsfördernde Wirkung Erwähnung, und die Samen werden als gutes Nervenmittel bezeichnet.
Augenleiden und trockene Ekzeme werden lokal mit dem frischen Milchsaft behandelt. Bei Varizen soll eine Löwenzahnsalbe helfen.
Löwenzahn wird oft im Teegemisch mit Erdrauch, Wacholder, Tausendgüldenkraut, Schachtelhalm, Faulbaumrinde und Schafgarbe gegeben.

Dosierung

getr. Kraut mit Wurzel:
3 – 4 g oder 3 x täglich 10 – 15 Tr. Tinktur
 
getr. Kraut:
3 x täglich 4 – 10 g
 

Historische Anwendung

Von Lonicerus (Lonicerus, Kreuterbuch, 1564, S. 168 D.) wird die Pflanze als heilkräftig bei Fieber. Abszessen, Seitenstechen, Augengeschwür und -trübung und als Kosmetikum geschildert, während
Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 152.) sie bei Diarrhöe und Roter Ruhr, Blutspeien und Pollutionen, äußerlich bei "schwarzen brennenden Blattern, hitzigem Gliederwehe" und bei Hautfinnen anwenden läßt. Der noch heute gebräuchliche, der diuretischen Wirkung wegen erfolgende Zusatz von Löwenzahnblättern zu blutreinigenden Frühjahrskuren wird auch von Osiander (Osiander, Volksarzneymittel, S. 95, 226.) angegeben, während
Hufeland (Hufeland, Enchir. med., S. 74, 124, 147, 160, 163, 176, 197, 234, 250, 254, 273, 287, 314, 346, 359, 363 u. a., Journal, Bd. 1, S. 329, Bd. 2, S. 259, Bd. 30, II., S. 60, Bd. 41, VI., S. 15, Bd. 71, Suppl. S. 32.) den Löwenzahn als kräftiges Resolvens schätzt und namentlich bei Gallenleiden, Leberverhärtung, Hypochondrie, gastrischem Fieber, aber auch bei beginnender Tuberkulose verordnet.
Nach Weinmann (Weinmann, Phytanthoza iconographia, Bd. IV, S. 408, Regensburg 1747.) ist die Pflanze "vornehmlich in Verstopfung der Leber, Cachexie, Gelb- und Wassersucht, Husten, Seitenstechen, Engbrüstigkeit dienlich; sie befördert den Urin und mildert dessen heftiges Schneiden und Brennen, sie wird sowohl in kalten abwechselnden als faulen hitzigen eingewurtzelten Fiebern, auch zur Löschung des Durstes gebraucht". Ferner erwähnt er noch die äußerliche Anwendung des Saftes gegen Augenschwäche.
Bentley und Trimen (Bentley and Trimen, Medicinal Plants, 1880, Bd. III, S. 159.) geben an, daß er in organspezifischer Beziehung zur Leber zu stehen scheint. Er wird in England vorwiegend bei chronischer Hepatitis, Leberschwellung, Hydrops infolge von Leberstockung, Ikterus und Dyspepsie mit mangelnder Gallensekretion angewandt.
Auch nach Leclerc (Leclerc, Précis de Phytothérapie, S. 133.) hat sich der Löwenzahn als wirksames Cholagogum erwiesen.
Nach Künzle (Künzle, Salvia 1921, S. 62, 1922, S. 54.) soll der frische Milchsaft, in die Augen gestrichen, Hornhautflecken beseitigen.
Pfarrer Kneipp (Seb. Kneipp, Das große Kneippbuch, S. 946, München 1935.) lobt den Löwenzahn bei Verschleimungen der verschiedensten Organe, so des Magens, der Lunge, weiter empfiehlt er ihn bei Leberleiden, Gelbsucht und Hämorrhoiden.
Bohn (Bohn, Die Heilwerte heim. Pflanzen, S. 55.) zählt Taraxacum zu den Lebermitteln und schreibt ihm auch günstige Einwirkung auf den mit Leberleiden verbundenen Diabetes mellitus zu.
Der Italiener C. B. Inverni (C. B. Inverni, Piante medicinale, Bologna 1933.) nennt den Löwenzahn als appetitanregendes Amarum, Cholagogum, Diuretikum und leichtes Purgans.
Wirksame Bestandteile sind das in der Wurzel enthaltene Inulin, dessen Menge im Herbst bis zu 40% ansteigen kann, Cholin, Inosit und der in Wurzel und Blättern enthaltene Bitterstoff Taraxacin (Wasicky, Lehrb. d. Physiopharm., S. 179.), ferner Vitamin D. Als Bittermittel steigert Taraxacum die Sympathikuserregbarkeit und bewirkt – wahrscheinlich infolge der dadurch bedingten besseren Durchblutung der Abdominalorgane – eine Appetitanregung (Weger, Naunyn-Schmiedebergs Arch. f. exp. Path. 1929, Bd. 144, S. 261.) (vgl. bei Gentiana). Auch die Wirkung subkutaner Adrenalininjektionen auf den Blutzucker wird durch Taraxacum wesentlich gesteigert (Ders., C. r. Soc. Biol. Paris 1930, Bd. 104, S. 729.). Bei intravenöser Injektion von Extrakt aus Radix Taraxaci wurde die Gallensekretion verdoppelt, aus Folia Taraxaci verdoppelt bis vervierfacht (Chabrol, Charonnat, Maximin, Waik et Porin, C. r. Soc. Biol. Paris 1931, Bd. 108, S. 1100.).
In Versuchen an Ratten konnte Büssemaker (Büssemaker, Naunyn-Schmiedebergs Arch. f. exp. Path. u. Pharm., Bd. 181, S. 512, 1936.) eine choleretische Wirkung des Extractum Taraxaci nachweisen, die der der Galle etwa gleichkommt.
Bei Verfütterung von 1 g Radix täglich an Mäuse (die Tiere fraßen es ungern) starben von fünf Mäusen zwei. Bei der Sektion zeigten sich aufgehellte Leber und blutige Därme (Nach eigenen Untersuchungen.)