Wissenschaftlicher Name: Carum carvi
Familie: Doldenblütler (Umbelliferae)
Gattung: Kümmel
Astrologie: Merkur
Organbezug: Magen, Darm
Toxizität: gering
Inhaltsstoffe:
D-(+)-Carvon, D-(+)-Limonen, Myrcen, a-Phellandren, p-Cymol, ß-Caryophyllen, cis-Carveol, trans-Carveol, cis-Dihydrocarvon, trans-Dihydrocarvon, trans-Dihydrocarveol, a-Pinen, ß-Pinen,  Gerbstoffe, Fettsäuren
Anerkannte Wirkung (nach Kommission E):
krampfartige Beschwerden im Magen- Darmbereich, Blähungen, Völlegefühl, Verdauungsbeschwerden (dyspeptische Beschwerden)
Gegenanzeigen:
keine bekannt
Wechselwirkungen:
keine bekannt
Nebenwirkungen:
keine bekannt

Echter Kümmel

Benennung

Namensursprung

Carum ist der italienische und französische Name des Kümmels, abgeleitet vom arabischen karwija, altdeutsch karvey. Das Wort Kümmel stammt vom lateinischen Wort cuminum, das wiederum vom hebräischen Wort "kammon" abgeleitet wurde.

Weitere Namen

Wiesenkümmel, Gemeiner oder Feldkümmel, Brot- oder Speisekümmel

Niederdeutsch: Käme(l), Köm(en), bayrisch-österreichisch Kimm, Kem, schwäbisch Kemmich, schweizerisch Chümmi(gch). Zum Unterschied vom echten (römischen) Kümmel (Cuminum Cyminum) wird unsere Pflanze besonders im Schwäbischen als Matte(n)kümmi(ch), Mattkümmi, Makimmi(g) bezeichnet. Das schlesische Korbe stammt aus "Carvi", das wendische Karbe aus Carum.

Französisch: Carvi, cumin, cumin des prés, anis des Vosges
englisch: Caraway, carway
italienisch: Carvi, caresg, cumino del prati, cumino tedesco, anice die
dänisch: Kommen
litauisch: Kmynas
norwegisch: Karve
polnisch: Kminek, Kmin
russisch: Tmin
tschechisch: Tmín lucn
ungarisch: Konyhakömény

Gebräuchliche Drogen und Zubereitungen

  • Kümmelfrüchte (Carvi fructus)

Vorkommen

Die Pflanze ist in Nord- und Mitteleuropa weit verbreitet, ist aber auch in Asien und Marokko heimisch.
Sie erscheint nicht selten in frischen oder mageren Wiesen, an Rainen und Wegrändern, auf Schwemmland, Schutthalden um Sennhütten.

Botanik

Aus einer dickspindlichen, weißlichen, auf der Oberfläche runzlig-geringelten Wurzel, die möhrenartig riecht, erhebt sich der aufrechte Stengel bis zu einer Höhe von einem Meter. Er ist kantig-gerieft, ästig und trägt grasgrüne Laubblätter. Die unteren Blätter sind gestielt, die oberen sitzen auf schwach aufgedunsenen, breit-randhäutigen Scheiden. Sie sind im Umriss länglich, doppelt gefiedert. Die Blättchen sind fiederspaltig mit linealischen Zipfeln. Dabei sind die beiden untersten Paare zweiter Ordnung an die Blattspindel herabgedrückt und bilden mit den gegenüberliegenden ein Kreuz. Die mittelgroßen Dolden haben 8-16 ungleich lange, gerade, fast aufrechte Strahlen. Die Dolden sind reichstrahlig, wobei die Strahlen aufrecht gewachsen und sehr ungleich sind. Die Kronenblätter sind weiß oder rötlich bis rot mit kurzem, spitzlichem, eingeschlagenem Läppchen. Die braunen Teilfrüchte sind bei der Reife etwas sichelförmig gebogen. Das Nährgewebe im Querschnitt ist stumpf-fünfeckig. Sie steigt ruderal an Viehwegen hoch ins Gebirge.
Blütezeit: Mai bis Juni

Sammelzeit:

Geschichte und Mythologie

Der Wiesenkümmel wird gewöhnlich für das Karos des Dioskurides und das Careum des Plinius gehalten, jedoch erscheint diese Ansicht nicht richtig, da die Griechen Karos aus Kleinasien, wo unser Carum carvi nicht gefunden worden ist, erhielten, und Plinius den Kümmel ein fremdes Gewächs nennt. Erst im Mittelalter läßt sich der nordische Wiesenkümmel mit Sicherheit nachweisen, das Capitulare Karls des Großen führt ihn als “careum” auf. H. Bock lobt den “Wisskymmel” (Carum carvi) in seinem “Kreuterbuch” als das nützlichste Kraut aus Arabien, welches überall beim Kochen, Backen und zur Herstellung von Medizinen verwandt würde.

Im antiken Aberglauben stand der Kümmel in ganz sonderbarem Rufe. Theophrast berichtet nämlich, daß diese Pflanze besonders gut gedeihe, wenn man bei ihrer Aussaat lästere oder fluche.

Auch in der Tierheilkunde wird der Kümmel als blähungstreibendes, krampfstillendes und gärungswidriges Mittel bei Kolik angewandt. Der gepulverte Kümmel soll einen Bestandteil der für Pferde und Schweine benützten Freßpulver bilden. Die Wurzel kultivierter Pflanzen sowie die jungen Blätter werden als Gemüse, Salat und zu Frühlingskräutersuppen gebraucht. Das Kümmelöl dient hauptsächlich zur Herstellung von verschiedenen Likörarten (Gilka, Allasch, Doppelkümmel usw.).

Traditionelle Anwendung

Der Kümmel ist ein beliebtes Magen-Darmmittel (Stomachikum) sowie Mittel gegen Blähungen und Blähsucht (Karminativum). Er wird außerdem bei Magenkrämpfen, Magenschwäche, Verdauungsstörungen und Völlegefühl (Dyspepsie) sowie bei Darmentzündungen (Enteritis) besonders Kindern gern verordnet wird.
Gute Dienste leistet der Kümmel auch als milchflussanregendes Mittel (Galaktagogum), seltener wird er bei Wehenschwäche, Amenorrhöe und als Diuretikum genannt.
 
Kümmel wird gerne kombiniert mit: Anis, Kamille, Wermit, FenchelGemisch mit Anisum, Chamomilla, Absinthium, Foeniculum und Dill

Dosierung

1,5 – 6 g Fenchelfrüchte täglich (Kommission E)
 
Die o.g. Dosierungen gelten einzeln als Tagesdosen.

Historische Anwendung

Da eine Pflanzenbeschreibung fehlt, ist es nicht sicher, ob der "Karos" des Dioskurides mit unserem Kümmel (vgl. auch Geschichtliches) identisch ist. Dioskurides (Berendes, Des Ped. Dioskurides Arzneimittell., S. 302.) nennt den Samen als verdauungsbeförderndes Mittel, das in der Wirkung dem Anis ähnlich sei.
Nach v. Haller (v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 322.) wurde der Kümmel "zur Stärkung des Magens, Beförderung der Verdauung, Zerteilung der Winde und Grimmen, bei Unruhen der Mutter und anderen Schmerzen des Unterleibes, zur Beförderung des Harnes und zur Stillung der Schmerzen von dem Stein" gebraucht.
Hecker (Hecker, Prakt. Arzneimittell., 1814, Bd. 2, S. 84.) führt als Indikationen Hypochondrie, Hysterie usw., mangelnde Milchsekretion und Brustleiden an. Äußerlich läßt er ihn zu Umschlägen und zu Klistieren bei Blähungsbeschwerden verwenden.
Der Brit. Pharm. Codex (Brit. Pharm. Codex, 1923, S. 282.) nennt das destillierte Kümmelwasser ein gebräuchliches Mittel bei Blähkolik der Kinder.
Leclerc (Leclerc, Précis de Phytothérapie, 1927, S. 149.) verordnet ihn bei Luftschlucken, und Dinand (Dinand, Handb. d. Heilpflanzenkunde, 1926, S. 150.) kennt die Verwendung als Emmenagogum.
Mangelnde Milchsekretion, Magen- und Gebärmutterkrämpfe können auch nach Bohn (Bohn, Heilwerte heim. Pflanzen, 1935, S. 47.) durch Anwendung von Kümmel günstig beeinflußt werden. Außer bei den schon erwähnten Indikationen wird er nach Zörnig (Zörnig, Arzneidrogen, Bd. 1, S. 200 u. 352.) noch als Expektorans gebraucht.
In der Ars medici 1937, Nr. 5, S. 287, wird angefragt, ob das Kümmelöl ein wirksames Antidiabetikum ist. Ein 60jähriger Diabetiker mit offener Lungentuberkulose habe auf Anraten eines Laien zwei Wochen lang dreimal täglich 1 Teelöffel voll Kümmelöl genommen. Der Zucker sei seitdem völlig verschwunden. Ich habe die Wirkung dieser Anwendung in mehreren Fällen nachgeprüft, ohne einen Einfluß zu sehen.
Bei Erkrankungen der Atmungsorgane, bei beginnender Rachitis und gegen Hautparasiten findet das Kümmelöl auch äußerliche Anwendung (Kroeber, Das neuzeitliche Kräuterbuch, Bd. 2, S. 110.). Die Früchte enthalten 3,1-7% Kümmelöl (äther.), das sich aus d-Carvon bis über 60%, d-Limonen, wenig Dihydrocarvon, Dihydrocarveol und einer narkotisch riechenden Base und Carveol zusammensetzt (Wehmer, Pflanzenstoffe, S. 877.).
Wie Kofler in einem Vortrag auf dem internationalen Heil- und Gewürzpflanzenkongreß, München 1936, ausführte, nimmt der ätherische Ölgehalt durch Lagerung zunächst zu.
Zur Stärkung schwächlicher Kinder empfiehlt Junge Kümmelbäder, und bei Ohren-, Kopf- und Zahnschmerzen rheumatischer Art soll der zerstoßene Kümmel mit Wein besprengt in Säckchen warm aufgelegt helfen. "Wer Kümmel ißt, bekommt keinen Schlaganfall" heißt es nach H. Meyer im Sudetenland.